Dienstag, 22. April 2014

Flohmarktfund

Pablo Miguel, Ur-Ur-Ur-Großvater von Ernesto
Am Wochenende war ich mit meinem guten Freund Ernesto auf dem Flohmarkt. Und man glaubt es nicht: Wir fanden bei einem kleinen Händler ganz hinten in der Ecke des Marktes ein Bild von Ernestos Ur-Ur-Ur-Großvater Pablo Miguel. Überrascht und aufgeregt haben wir sofort alles drangesetzt dem kleinen einbeinigen Händler, der einen österreichischen Akzent sprach, das Bild abzukaufen. Was uns dann, nach zähem Handeln, auch gelungen ist.
Als stolzer neuer Besitzer des Portraits seines Ahnen erzählte Ernesto mir dann bei einem Kaffee  vom Leben Pablo Miguels, zumindest wie weit er es aus Familienerzählungen zusammen bekam.  Als stolzer spanischer Rabe bei Gibraltar geboren, begann sich Pablo Miguel früh für ferne Länder zu interessieren und lungerte stets am Hafen herum.  Dort trugen das Getümmel und die Seeleute ihm auch immer wieder Geschichten aus der weiten Welt zu.
Schließlich im Mai 1857, schloss er sich dann der Novara Expedition zur Umseglung der Welt an. 1860 kam er wieder nach Hause. Über Land, da sein Schiff in Triest angelegt hatte. Zur Ankunft in Triest muss auch das Protrait entstanden sein, meint Ernesto, stolz und in Ehren ist er abgebildet, mit ernstem Blick, ein Rabe, der die ganze Welt gesehen hat.
Ernesto erzählte mir auch das Ende von Pablo Miguels Geschichte. Der fühlte nämlich immer noch das Fernweh in seinen Knochen und  machte sich wieder auf. Er fuhr mit auf der Payer-Weyprecht-Expedition gen Nordpolarmeer. Die Reise verlief zwar unter widrigen Umständen, aber ohne große Verluste  erfolgreich. Nur ein Mitglied wurde von der Expeditionsleitung als Verlust durch Krankheit gemeldet, alle anderen überlebten die Reise. Nur, nach dessen Ende kam Pablo Miguel nicht mehr nach Hause, niemand hat mehr von ihm gehört. Die wahrscheinlichste Begründung ist, dass er auf dem Rückweg von den weiten Sibiriens angezogen wurde und seine eigene Expedition noch verlängerte, indem er nach Süden flog und dann in den Weiten Sibiriens eine Bleibe gefunden hatte.
Ernesto meinte dazu, er könne verstehen, dass ein Rabe nach all den Abenteuern und Erlebnissen solch ereignisreicher Reisen die Rückehr in die Behaglichkeit und Gleichförmigkleit des heimatlichen Rythmus scheue. Raben seien sehr neugierig. Und ein gewisses Fernweh und Entdeckungslust liege ihnen in den Genen. Ihm schließlich auch, sagte Ernesto und sein Blick glitt zum Horizont.
"Vielleicht ist aber das Portrait auch nach Ende der zweiten Expedition in Österreich entstanden", versuchte ich eine einfachere Erklärung zu finden, "und Pablo Miguel blieb einfach in Wien?"
"Nein, " sagte Ernesto dazu mit bestimmter Stimme, "wer bleibt schon freiwillig in Österreich während des Käsereichs?"
Nun ja, Ernesto hat seine eigenen Erfahrungen mit dem Kaiserreich gemacht.....


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