Donnerstag, 30. Juli 2015

Schöne Ferien auch!



Das Schöne am Zeichnen ist, dass man sich seine Erinnerungen selbst aufzeichnen kann, selbst wenn man  keine Fotos hat.

Ich erinnere mich genau an den Tag im April '98, an dem Maik den alten roten Moskwitsch mitbrachte. Weiß der Teufel, wo er den damals her hatte! Ich hab ihn nie gefragt, war eigentlich auch egal.
Eines Tages stellte er ihn vor der Tür ab, kam stolz hoch in die WG gerannt und schleifte uns sofort mit runter. Wir machten gleich eine Probefahrt. Mara, Jule, Maik und ich und wir verliebten uns alle sofort unsterblich in die Karre. In diesem Frühling fuhren wir fast jedes Wochenende mit unserem Moskwitsch in der Gegend rum, zum Baden, Picknicken, Wandern, Wein kaufen oder einfach so.
Der Sommer kam und wir fuhren richtig los. Ohne groß abzusprechen war klar, dass wir mit unserem Moskwitsch in Richtung Osten fuhren, ohne Ziel, ohne Plan. Wir packten einfach unsere Schlafsäcke, die Gitarre und ein paar Klamotten in den Kofferraum und brachen auf.
Fünf Wochen durchstreiften wir Rumänien und Ungarn. Wir hielten an, wo es uns gefiel, campten unter freiem Himmel, schliefen neben unserem Moskwitsch oder übernachteten im Auto. Nur selten suchten wir uns ein kleines Zimmer. Der Himmel war blau, reichte bis zum Horizont und wir brauchten kein Dach. Wir verbrachten glühend heiße Tage im Schatten von Bäumen, fuhren in der kühlen Dämmerung weiter, pausierten im Sonnenaufgang an einem kalten Bach. Wir schliefen im Schatten hinter Heuständer und lutschten sandigen Weichkäse vom Papier zum Frühstück. Wir erzählten uns Geschichten, zeichneten uns und die Gegend, tranken Vodka im Sonnenaufgang, wuschen uns in Mondlicht mit Wasser aus Kanistern unter Obstbäumen, spielten auf Maiks Gitarre und hörten Musik von Kassette aus einem vorsintflutlichem Autoradio...

Auch schön ist, dass man sich auch Erinnerungen nach Belieben zeichnen kann, auch wenn die Ereignisse niemals stattgefunden haben!

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